Freiwillige Feuerwehr Wehrheim
1899-1999
Entstehung und Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1899
Hiermit soll ein kleiner Überblick von der Entstehung und Weiterentwicklung der Wehrheimer Feuerwehr gegeben werden.
Zwei Großbrände im November und Dezember 1897 und die damals herrschenden Mißstände waren Anlaß für mehrere Bürger Wehrheims, sich um einen Brandschutz zu bemühen, welcher besser organisiert sein sollte, als der, der damaligen Pflichtfeuerwehr. Um dieses Ziel zu erreichen mußte sich einer der guten Sache annehmen.
Der Dachdeckermeister Friedrich Maurer besorgte sich die Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichsdorf, die auch auf Wehrheim anwendbar war. Einige Zeit später wurde Friedrich Maurer vom 1.Vorsitzenden des 10.Bezirks der Freiw. Feuerwehren, Herrn Nagel, zu einer Versammlung eingeladen. In jener Versammlung legte man ihm die Ziele und Vorteile einer Wehr dar und betonte, daß ein Ort wie Wehrheim eine Freiwillige Feuerwehr haben müsse und könne.
Wehrheimer Bürger, insbesondere Handwerker waren es dann, die sich zusammenfanden um die Freiwillige Feuerwehr zu gründen.
Darauf holte Friedrich Maurer Angebote für die Ausrüstung der Mannschaft ein. Die Kosten für 41 Mann betrugen damals 703,15 Mark. Friedrich Maurer richtete an die Nassauische Brandversicherung und an die Gemeinde Wehrheim ein Gesuch um Beihilfe. Von der Gemeinde Wehrheim wurden 300 Mark bewilligt und von der Nassauischen Brandversicherung 300 Mark in Aussicht gestellt. Die Nassauische Brandversicherung gab zur Auflage, daß man den Betrag nur zur Verfügung stelle, wenn die Gemeinde keine neue Feuerspritze anschaffen würde.
Letztere hatte sich aber, aus Unkenntnis der Sachlage, zur Anschaffung einer neuen Feuerspritze entschlossen. Auf Grund der finanziellen Situation mußte die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Wehrheim vorerst einmal verschoben werden.
Friedrich Maurer lies sich davon nicht abschrecken, sondern arbeitete ruhig weiter um sein Ziel erfolgreich zu beenden. Am 31. Januar 1899 wurde er beim Landesdirektor in Wiesbaden vorstellig. Nach einer kurzen Unterredung erhielt Maurer von ihm das Versprechen, daß man 450 Mark für die Freiwillige Feuerwehr Wehrheim beantragen werde, wenn sich keine luxuriösen Gegenstände in dem Kostenvoranschlag befänden und wenn die notwendige Mannschaft noch bereit sei.
Es wurde eine Versammlung einberufen, dabei stellte sich heraus, daß von der früheren Mannschaft über die Hälfte fehlte. Stattdessen stand eine ansehnliche Zahl neuer Mitglieder bereit. Im April des Jahres 1899 kam aus Wiesbaden die Genehmigung der 450 Mark, worauf sofort die Mannschaftsausrüstung bestellt wurde.
Sodann wurde zur Wahl des Kommandos geschritten mit folgendem Resultat:
Hauptmann (Holzhauermeister) Friedrich Müncker
Adjutant (Dachdeckermeister) Friedrich Maurer,
Obmänner (Zimmermann) Jakob Velte und Karl Münker,
Zugführer (Pflasterer) Heinrich Jeck,
Zugführer (Bäcker) Karl Etzel.
30 Männer waren somit bereit, freiwillig den Brandschutz in der Gemeinde Wehrheim zu sichern.
Dem Kommando wurde aufgetragen sich in den Nachbargemeinden die Übungen der Wehren anzusehen um die so erworbenen Kenntnisse der eigenen Wehr übermitteln zu können. Durch die Einreihung der Freiw. Feuerwehr Wehrheim in den 10. Bezirk entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen zu den Nachbarwehren Friedrichsdorf, Bad Homburg, Kirdorf, Kronberg, Gonzenheim und Rodheim. Bei einer im November 1899 in Wehrheim abgehaltenen Übung ernteten die Wehrheimer schon Anerkennung für Ihre Leistung. Hauptmann Hett aus Kirdorf empfahl indes, „das Werfen der Feuerhaken fleißig zu üben, damit bei einem ausbrechendem Feuer nicht leicht ein Unglück geschehe“.
Bei einer Überprüfung der Feuerspritze im Jahr 1900 stellte man fest, daß diese nicht mehr tauglich war. Nach einer Überholung der Saug und Druckspritze ergab sich im November 1900 nach dem Protokollbuch die beachtliche Leistung von: "36 Meter in der Länge und 31 Meter in der Höhe". Ihren ersten Einsatz hatte unsere Wehr im Jahr 1900, sie wurde zur Löschhilfe nach Obernhain gerufen.
Bis zu diesem Brand übte die Wehr für den Notfall, ansonsten traf man sich zur Einübung von Gesangsstücken oder Theaterstücken, die man bei Festveranstaltungen oder zu Ehren des Kaisergeburtstages zeigte. Die erste offizielle Beteiligung an einem Fest hatte man im Jahr 1900 bei einem Fackelzug zum Jubiläum des Sportvereins.
Um die im Jahre 1901 erbaute Hochdruckwasserleitung für die Brandbekämpfung auch voll auszunutzen, wurden die für den Einsatz der Hydranten erforderlichen Geräte beschafft sowie ein Feuerwehrsignalhorn. Zur damaligen Zeit wurden die Kameraden mit diesem Signalhorn zum Brand gerufen.
Im Jahre 1901 stiftete der Gastwirt Gregory der Freiwilligen Feuerwehr eine fahrbare mechanische Leiter welche der neu gebildeten Steigermannschaft unter Zugführer Karl Etzel zugewiesen wurde. Beim ersten Brand in Wehrheim seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gewann man die Erkenntnis, daß man bei Bränden, stets mit Ruhe und Umsicht vorgehen müsse.
Unter Bürgermeister Eifert wurde am 6. Dezember 1903 in der Nähe des Brandweihers das Gerätehaus mit einem Schlauchtrockenturm errichtet. Auf eine straffe Ordnung innerhalb der Wehr wurde besonders geachtet. Unentschuldigtes Fehlen bei Übungen wurde erstmals mit einem Verweis vor versammelter Mannschaft, zum 2. Mal mit 50 Pf., bei weiterer Nachlässigkeit mit Ausschluß geahndet. Hier sei auch ein Beschluß einer Mitgliederversammlung aus dem Jahre 1906 erwähnt: “Jeder, der im Laufe der Versammlung dazwischen spricht, ohne um das Wort gebeten zu haben, wird mit 10 Pf bestraft".
Im Übrigen war die Wehr getragen von dem Gedanken der Freiwilligkeit. Die Finanzierung der Wehr lag vorwiegend in den Händen ihrer Mitglieder. Persönliche Ausstattung wie Mützen, Röcke und dergleichen wurde von den Wehrmännern im Allgemeinen selbst getragen. Auch an der Aufbringung der Kosten für die Beschaffung der Gerätschaften beteiligten sie sich.
Die drei Feuerwehren im Kreise: Usingen (Gründungsjahr 1862), Wehrheim (Gründungsjahr 1899) und Grävenwiesbach (Gründungsjahr 1903) wurden im Jahre 1904 zum XIII. Bezirk zusammengeschlossen. Nach der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Oberreifenberg im Juli 1905 trat auch diese hinzu. Um diesen Zusammenschluß hatte sich auch Wehrheim erheblich bemüht.
Bei einem Scheunenbrand am 26. Febr. 1906 wurde die Kleidung der Wehrleute stark in Mitleidenschaft gezogen. Es mußten 37 neue Röcke beschafft werden, deren Kosten die Mitglieder trugen. Es sei erwähnt, daß der ortsansässige Schneidermeister Th. Reuter im Jahre 1906 die 37 Uniformröcke für die Wehr zum Preise von 15 Mark je Rock lieferte.
Das Eintrittsgeld für passive Mitglieder wurde auf 5 Mark festgesetzt. Das Monatsgeld (Mitgliederbeitrag) wurde 1907 von 10 auf 15 Pf. erhöht, Bürgermeister Velte trat im Febr. 1909 als passives Mitglied der Wehr bei.
Bei einem Scheunenbrand im November 1909 gewann die Wehrführung die Erkenntnis, daß im Falle eines Brandes sich die Wehrleute erst an das Gerätehaus zu begeben haben um dann möglichst geschlossen mit den Gerätschaften abzurücken.
Im Jahre 1911 wurde als neue Abteilung das „Absperrkommando" unter Karl Stamm und Theodor Störkel geschaffen. Da viele der Kameraden in den umliegenden Gemeinden arbeiteten wurde nun bei den Übungen die Pflichtfeuerwehr hinzugezogen.
Bis zum 1.Weltkrieg 1914 war man bestrebt, die Einsatzfähigkeit der Wehr zu verbessern.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde unter Kommandant Fritz Sommer die Wiederaufnahme des Freiwilligen Feuerwehrdienstes am 31.03.1919 beschlossen. Im November 1920 erfolgte die Neuorganisation der Wehr. Es wurde als Gruppen eine Steigermannschaft, Steiger, Spritzmannschaft und Absperrmannschaft gebildet ebenso wurde ein Sanitäter ausgebildet. Junge Mitglieder traten hinzu. Wenig später konnten neue Uniformröcke und eine zweite Schiebeleiter beschafft werden.
Durch die Inflation und spätere Geldknappheit waren dem Ausbau der Wehr Grenzen gesetzt. In dieser Zeit bezahlten die Wehrleute einen Monatsbeitrag von 120 Mark, welcher aber nicht reichte die Unkosten der Wehr zu decken. Um die Freiwillige Feuerwehr am Leben zu erhalten bezahlten sie die Schulden der Wehr durch Spenden aus ihrem Privatvermögen ab.
Aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums gab Bürgermeister Heinrich Velte die Auflösung der Pflichtfeuerwehr bekannt. Der Zutritt weiterer junger Männer veranlaßte 1929 Hauptmann Sommer zu dem freudigen Ausruf:
„Junge Leute, junge Kraft, den Verein nach vorne schafft“.
Seit längerer Zeit verhandelte der Vorstand mit verschiedenen Musikern zwecks Gründung einer Feuerwehr - Kapelle. Im April 1926 konnte der Vorstand auf einer Versammlung bekannt geben, daß sich die Mitglieder Jungmann und Schollenberger um die Gründung einer Feuerwehr - Kapelle bemühen werden. Am 1. August 1926 wurde die Feuerwehrkapelle gegründet, gebildet und eingekleidet. Dank der hervorragend aufspielenden Kapelle waren wir bei jedem Feuerwehrfest und Bezirkstag gern gesehene Gäste.
Im Zeitraum von 1927- 1931 trat unsere Wehr verstärkt durch kulturelle Veranstaltungen in den Vordergrund. Es wurde Theater gespielt, Maskenbälle abgehalten und die Feuerwehr Kapelle spielte zu mehreren Konzerten und Veranstaltungen auf.
Zur Verbesserung der schlechten Löschwasserverhältnisse wurde 1934 unter Leitung von Bürgermeister Heinrich Wilhelm der alte Brandweiher ausgebaut und erhielt einen Anschluß an das Kanalnetz, dessen Schächte man als Löschwasserentnahmestelle einrichtete.
Die lange erwünschte Motorspritze - TS 4 - wurde 1935 der Wehr übergeben. Zwei Jahre später wurde ein als Mannschaftswagen umgebauter „Maibach“ angeschafft, er erhielt eine Anhängevorrichtung für die TS 4. Im Jahr 1937 hatte man zwar nun endlich ein Fahrzeug, dafür aber nur zwei Personen die einen Führerschein hatten.
Am Erntedankfest des Jahres 1937 wurde eine allgemeine Werbung für den freiwilligen Feuerwehrdienst veranstaltet mit dem Motto:
„Wir schützen den Hof, Dein Hab und Gut und die Ernte vor des Feuers Glut. Wir brauchen auch Dich, komm zu uns her und werde Mitglied unserer Wehr“.
Im Oktober 1937 wurde Hauptmann Fritz Sommer nach 25 jähriger Tätigkeit verabschiedet. Karl Etzel übernahm die Führung der Feuerwehr. Eine Löschwasser Zisterne wurde 1939 im Musikantenweg gebaut. Sie hat sich jahrelang gut bewährt.
Vom Jahre 1938 ab wurde die Feuerwehr in den Luftschutz mit eingeschaltet. Im Mai 1938 fand eine Alarm - Übung am Sägewerk Jäger statt. Leider waren nur 8 Mann erschienen und so fiel die Kritik auch dementsprechend aus. Bürgermeister Wilhelm wurde aufgefordert, sofort alles zu veranlassen um eine Pflichtfeuerwehr neu zu organisieren. Die Pflichtfeuerwehr wurde am 13. November 1938 wieder aufgestellt.
Da zahlreiche unserer Kameraden zum Heeresdienst eingezogen wurden, hatte man 1940 die HJ Feuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr zur Verstärkung unterstellt.
Während des Krieges, im Jahre 1940, erhielt die Wehr zur Erhöhung des Feuerschutzes eine zweite Motorspritze, eine - TS 8 - (800 Ltr.). Zu dem wurde am Rodheimer Weg für den höher gelegenen Ortsteil ein Löschteich mit dem Fassungsvermögen von etwa 200 cbm errichtet.
Um einen besseren örtlichen Alarm zu gewährleisten, beschaffte die Gemeinde im Jahr 1941 eine Sirene.
Für den bei Kriegsbeginn zum Heeresdienst einberufenen Wehrführer Karl Etzel übernahm Ludwig Etzel die Leitung, bis auch er eingezogen wurde. Heinrich Weber und Fritz Sorg bemühten sich, den Brandschutz in Wehrheim aufrecht zu erhalten.
Von dem allgemeinen Zusammenbruch 1945 waren auch die Freiwilligen Feuerwehren schwer betroffen. Die Hauptschwierigkeit der Nachkriegszeit bestand darin, daß vielfach der Eintritt in Organisationen, zu denen auch die Feuerwehr gehörte, abgelehnt wurde.
Die sogenannte „politische Säuberung“ traf auch Angehörige der Feuerwehr. Es bestand Mißtrauen, eine Uniform wieder anzuziehen.
1945 lag die Freiwillige Feuerwehr vollständig am Boden. Fast die ganze Ausrüstung war verloren gegangen.
Erst durch einen Appell des damaligen Bürgermeisters Ludwig Bender an die jungen Männer der Gemeinde, konnten 15 Idealisten dazu bewegt werden die Freiwillige Feuerwehr neu erstehen zulassen. Ludwig Etzel war einer der wenigen, welcher sich im Jahr 1946 nach dem Zusammenbruch bereit erklärte die Wehrheimer Wehr wieder ins Leben zu rufen.
Der Vorstand wurde neu gewählt und zum Ortsbrandmeister Ludwig Etzel bestellt. Die Gemeinde versuchte die fehlende Ausrüstung zu beschaffen. In der folgenden Generalversammlung teilte Ludwig Etzel stolz einen Mitgliederstand von 25 Mann mit. In der Gemeinde Wehrheim konnte am 12. Januar 1948 die Freiwillige Feuerwehr wieder eingerichtet werden.
Ihr 50 jähriges Bestehen feierte die Freiwillige Feuerwehr Wehrheim im Juli 1949. Es wurde das erste große Treffen der Feuerwehren aus den 43 Gemeinden des Kreises Usingen seit 1939. Zum Auftakt fand eine Alarmübung der Wehren von Wehrheim, Obernhain, Neu Anspach und Usingen statt. An dem Festzug beteiligten sich außer den Ortsvereinen und den Wehren des Kreises auch die damaligen Nachbarwehren Bad Homburg, Köppern, Dornholzhausen, Gonzenheim, Seulberg und Rosbach. Am Krausbäumchen erlebten wir ein wahres Volksfest, das zur Förderung des Freiwilligen Feuerwehrwesens beigetragen hat.
Die nächsten Jahre dienten dem inneren Ausbau der Wehrheimer Wehr. Für die Ausbildung insbesondere der hinzugekommenen Jugend, wurden Übungspläne aufgestellt, Ausbildungslehrgänge der Feuerwehrschule, des Roten Kreuzes, ebenso der Kreis- und Verbandstagungen geschickt und die Maschinisten betreut. Die bestehende Wasserknappheit in der Gemeinde konnte durch den Ausbau der Wasserleitungen im Jahre 1950 behoben werden.
Im Jahre 1952 wurde Karl Pretz zum Ortsbrandmeister gewählt. Unter seiner Führung schickte man befähigte Leute zur Ausbildung nach Kassel und man tat viel für die Kameradschaft. Die Feuerwehrmaskenbälle waren weit und breit bekannt und beliebt. Nicht unerwähnt soll hier die Kapelle Hans Post bleiben, die durch jahrelange werbende Tätigkeit ein unermüdlicher Helfer unserer Wehr war.
Dankbar muß hervorgehoben werden, daß zur damaligen Zeit die Gemeindevertretung mit Bürgermeister Bender um die Ausrüstung der Wehr besorgt war. So wurde u.a. der Bedarf an Feuerdruckschläuchen jährlich ergänzt, neue Strahl und Sprühstrahlrohre sowie Schaumlöscher beschafft, die Motorspritzen überprüft, ein Anhänger für die TS 8 und nicht zu vergessen, eine Heusonde zur Verfügung gestellt. Die Angehörigen der Wehr mußten neu eingekleidet werden mit Uniformröcken, Schutzanzügen, Mützen und Stahlhelmen. Insgesamt hat die Gemeindeverwaltung in den Jahren von 1950 - 1958 hierfür den Betrag von 16 500 DM verausgabt.
Zum 60 jährigen Bestehen 1959 konnte der Wehr ein LF 8 TS übergeben werden. Dieses war mit der Stumpfschnauze (Pullmann - Karosserie) und der angebauten 800 Liter - Motorspritze eines der ersten in der Bundesrepublik. Zu den Höhepunkten des Festes gehörte die große Einsatzübung gemeinsam mit der Wehr Bad Nauheim und deren mechanischer Leiter.
Als 1960 Ortsbrandmeister Karl Pretz die Führung der Wehr an seinem Nachfolger Erich Bender übergab, zählte die Wehr 80 Mitglieder.
1962 übergab die Gemeinde der Wehr einen Schlauchwagenanhänger für das LF 8. Dieser Schlauchwagen war bei Waldbränden und Scheunenbränden eine große Erleichterung man konnte nun in kürzester Zeit die Schlauchleitungen von der Wasserentnahmestelle bis in die Nähe des Brandherdes legen. Dieser Schlauchwagen ist noch bis zum heutigen Tage in Einsatz.
Im April 1965 bekam die Wehr eine neue TS 8 Metzpumpe mit VW-Motor ausgeliefert. Diese war nötig geworden, weil die alte Kriegs TS 8 nach 25 Jahren irreparabel defekt war.
Bei Leistungswettkämpfen auf Kreis- und Bezirksebene war unsere Wehr stets vertreten und unsere Gruppen waren immer gut plaziert.
Am 14. August 1966 gab es Alarm auf einem Gehöft in der Schillerstr. Die Düngestelle im Hof hatte sich entzündet und griff auf lose herumliegendes Stroh über. Wegen einer stattgefundenen Übung am Kinderheim war das TF 8, LF 8 und fast alles Schlauchmaterial nicht greifbar. Mit nur wenigen Mitteln konnten einige Feuerwehrmänner den Brand im Entstehen eindämmen. Bis das LF 8 eintraf war das Feuer unter Kontrolle gebracht. Auf Grund dieses Ereignisses überlegte man sich, wie man im Falle eines Brandes im Ort auch schnell und wirksam eingreifen kann, wenn sich ein Teil der Kameraden zu einer Übung außerhalb der Gemeinde befinden. Dank einer guten Idee, die man in zäher Kleinarbeit auch in die Tat umsetzte, rüstete man einen VW - Kleinbus mit einer alten, aber noch intakten Pumpe aus und kam so zu einem zusätzlichen Löschfahrzeug. Es konnte sowohl als Druckverstärker oder beim Anschluß an den Hydranten genutzt werden.
Im Juni 1967 erklärte der Ortsbrandmeister Erich Bender während einer Mitgliederversammlung, daß sich ca. 10 junge Leute bereit erklärten in die Feuerwehr einzutreten. Für die Erstlingsausbildung war Helmut Schollenberger zuständig. Auf seine Veranlassung hin wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet und somit für den Nachwuchs gesorgt. Am 21. November 1967 fand nun im Jugendheim des Rathauses offiziell die Gründung der Jugendfeuerwehr statt. In geheimer Wahl wurde der Vorstand der Jugendwehr gewählt. Zum Jugendwart wurde Helmut Schollenberger berufen.
Mit einem „Tag der offenen Tür“ 1969 beging die Wehr ihr 70 jähriges Bestehen. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst zeigte man unter den Klängen des Musikzugs, verschiedene Übungen der Wehr. Mit einem Ball im Gasthaus „Taunus“ klang dieser Tag aus.
Am 14. Oktober 1970 ereignete sich auf der B456 ein folgenschwerer Verkehrsunfall. Ein aus Richtung Bad Homburg kommender Tanklastzug geriet wegen überhöhter Geschwindigkeit ins schleudern. Der Tankwagenanhänger stürzte auf den Bürgersteig und riß die Treppe des Wohnhauses Loer weg. Dabei wurde die Tochter eines unserer Kameraden erfaßt und auf der Stelle tödlich verletzt. Es bleibt zu hoffen, daß keiner unserer Kameraden und deren Familien jemals wieder solch eine Tragödie erleiden muß.
Um den Brandschutz der Gemeinde zu gewährleisten wurde die Wehr mit neuzeitlichen Löschmitteln und Sprechfunkgeräten ausgestattet. 1970 wurden die ersten Atemschutzgeräte für die Wehr Wehrheim angeschafft, für uns als Feuerwehrmänner war dieses eine große Hilfe bei der Brandbekämpfung und für die Sicherheit und Gesundheit der Kameraden die an vorderster Stelle den Brandherd bekämpften eine Art zweiter Lebensversicherung.
Durch den Zusammenschluß der vier Wehrheimer Ortsteile im Jahr 1972 mußte der seitherige Wehrführer Erich Bender nach 13 Jahren sein Amt als Wehrführer niederlegen da er zum Ortsbrandmeister gewählt wurde. Sein Nachfolger als Wehrführer wurde Dieter Messinger. Er war jahrelang als Kreisausbilder tätig, somit war für eine gute Weiterbildung der Wehr gesorgt. Alle Ortsbrandmeister wurden nun zum Wehrführer ihrer Ortsteilwehren.
1973 hatte unsere Wehr in der Hauptsache mit der Bekämpfung des Wassernotstandes in Wehrheim und Obernhain zu tun. Im Januar 1973 waren durch viele Rohrbrüche das Rohrnetz im OT Wehrheim und die Wasserversorgung auf dem Nullpunkt angelangt. Das kostbare Trinkwasser wurde in den Straßen und den einzelnen Haushalten verteilt. Hierbei unterstützten uns unsere befreundeten Wehren aus Königstein, Kronberg, und Oberreifenberg sowie ein Tankzug der Fa. Moha. Vom 3. Juli bis zum 24. Juli 1973 herrschte Wassernotstand in Obernhain. Unsere Wehr mußte zum Einsatz auf die Saalburg ausrücken. Dort wurde unter Mithilfe der Kameraden aus Kirdorf, Gonzenheim, Pfaffenwiesbach, Obernhain, Friedrichsthal und Neu-Anspach eine Förderstrecke von 5,2 Km gelegt. Um den gewaltigen Höhenunterschied zu bewältigen, mußten 7 Pumpstationen eingerichtet werden.
Doch bald gab es ein neues Problem. Das alte Gerätehaus genügte nicht mehr und es gab keine Möglichkeit einer Erweiterung. So begann ein langes Ringen um ein neues Gerätehaus. Nach guten Vorbereitungen konnte dann im April 1974 von der Gemeinde der Auftrag zum Bau eines neuen Gerätehauses vergeben werden. Im August feierte die Wehr ihr 75jähriges Jubiläum. Dieses Fest stand unter dem Motto „Einer für alle - Alle für einen“. Die Krönung der Feier war das Richtfest des neuen Gerätehauses und die Übergabe eines neuen Fahrzeuges. Zum Zeitpunkt des 75jährigen Bestehens hatte die Wehr 98 Mitglieder.
Was die Zahl der Einsätze anging war 1974 ein Jahr wie jedes Jahr. Wir hatten es mit einem Großbrand, mehreren Hochwassereinsätzen und mit einer Suchaktion nach einem angeblich abgestürzten Flugzeug zu tun, einmalig war jedoch, daß wir wegen eines Wasserrohrbruchs den Silvesterabend im Dienste der Feuerwehr beginnen mußten. Am 31. Dezember 1974 wurden wir um 23 Uhr alarmiert und waren bis um 1 Uhr morgens an der Einsatzstelle.
Am 17. Mai 1975 erfolgte dann die Schlüsselübergabe für das neue Gerätehaus an den Wehrführer Dieter Messinger durch Herrn Bürgermeister Richard Wagner.
1976 wurde Ortsbrandmeister Erich Bender zum Kreisbrandmeister ernannt. Wieder gab es einen Wechsel in der Führung. Dieter Messinger wurde nun zum Ortsbrandmeister gewählt. An seine Stelle trat Kamerad Reinhard Knöpp als Wehrführer.
Die Anschaffung eines neuen Tanklöschfahrzeugs war für die immer größer werdende Gemeinde unumgänglich. Zur Freude der ganzen Wehr konnten wir dann 1976 ein neues TLF 16 in den Dienst stellen. Dank einer für den Brandschutz positiv eingestellten Gemeindeführung wurde durch Bürgermeister Wagner der Schlüssel für ein neues TLF 16 an den damaligen Wehrführer übergeben. Kreisbrandinspektor Leber betonte, die Wehr habe mit der Komplettierung ihrer Ausrüstung einen großen Schritt nach vorne getan.
Im Jahre 1978 konnte durch einen glücklichen Zufall ein Leiterfahrzeug, eine DL18 erstanden werden. Das bedeutete wieder einen Fortschritt bei der Bergung von Menschen und bei der Brandbekämpfung.
1979 wurde der Fahrzeugpark durch ein mit Funk ausgerüstetes Kommandofahrzeug erweitert. Vom 7. bis 9. Juli 1979 feierte die Wehr ihr 80jähriges Bestehen unter großer Beteiligung der Bevölkerung. Durch intensive Werbung könnte man am Jahresende 26 Jugendfeuerwehr Mitglieder verzeichnen.
Bei einem Dachstuhlbrand „Am Hebestumpf“ bekam unsere Wehr das Feuer schnell unter Kontrolle und konnte somit größeren Schaden für die angrenzenden Häuser verhindern. Unverständlich war jedoch die Sensationslust der Bevölkerung die mit Kind und Kegel am Brandherd erschienen. Zwischen dem ins Freie gebrachte Hab und Gut der vom Brand betroffenen Familie standen einige hunderte Schaulustige, die den Einsatz der Wehr behinderten, Absperrungen durchbrachen und sogar sich selbst in Gefahr brachten.
1981 wurde die Wehr mit Funkmeldeempfängern ausgerüstet. Sie ermöglichten einen viel schnelleren und reibungsloseren Einsatz. Man wurde nun alarmiert ohne dass dies die Bevölkerung mitbekam und konnte nun ungestört Arbeiten.
Bei einer steigender Tendenz von Verkehrsunfällen machte sich das Fehlen eines Fahrzeuges mit Rettungssatz bei Verkehrsunfällen bemerkbar. Es wurde daher ein Antrag an die Gemeinde zur Beschaffung eines schweren LF 8 gestellt.
1981 gab es wieder einen Wechsel in der Wehrführung. Wehrführer Reinhard Knöpp stellte sich nicht wieder zur Wahl. Ortsbrandmeister Dieter Messinger wurde kommissarisch mit der Führung der Wehr beauftragt und nach Änderung der Satzung durch die Gemeindevertretung, von der Wehr zum Wehrführer gewählt.
Im Jahr 1981 begann für unsere Wehr eine schwere Zeit. Am 18.Januar in der Frühe um 4 15 Uhr wurde die Wehr alarmiert. Ein Imbisswagen in der Bahnhofstraße stand in hellen Flammen. Mysteriös war die Ursache des Brandes. Im März wurde die Wehr zu einem folgenschweren Einsatz mit Todesfolge nach Pfaffenwiesbach gerufen. Ein amerikanisches Armeefahrzeug fuhr ungebremst in ein Haus und brachte dieses zum Einsturz.
Am 6. Juni begann eine schlaflose Zeit die von unseren Kameraden alle Kraft forderte und die Gemeinde in Angst und Schrecken versetzte.
Die Feuerteufel waren am Werk, für jedermann unbegreiflich waren diese kurz aufeinander folgenden Schandtaten. Als erstes brannte eine außerhalb des Ortes liegende neuerbaute Scheune. Der Wehr war kaum eine Verschnaufpause gegönnt denn 2 Tage später am 8. Juni brannte wieder eine Feldscheune. Ein katastrophaler Anblick bot sich den Wehrmännern, viel Vieh war verbrannt oder mußte notgeschlachtet werden. Einen Tag später stand wieder eine Feldscheune in Flammen. Trotz verstärktem Einsatz von Polizei und Sonderstreifen konnten die Brandursachen nicht geklärt werden.
Der 2. November 1981 war dann für die Kameraden ein besonderer Tag. Der alte Wagen vom Typ LF 8 aus dem Jahr 1959 wurde ausgemustert und ein neues LF 8 mit Rettungssatz konnte bei der Firma Ziegler abgeholt werden. Die offizielle Übergabe des Fahrzeuges durch die Gemeinde erfolgte dann durch Bürgermeister Josef König.
Im Oktober 1982 wurde die Wehr Schauplatz eines dreisten Ganovenstücks. Unbekannte schlugen die Scheibe zur Fahrzeughalle unseres Gerätehauses ein und entwendeten das Kommandofahrzeug, sie ließen es nach einer Fahrt von 27 km, schwerbeschädigt stehen. Somit mußte der VW - Bus der erst seit 8 Wochen in Besitz unserer Wehr war durch einen anderen ersetzt werden.
Unsere Wehr hatte es in all den Jahren nicht nur mit Bränden, Verkehrsunfällen oder durch Unwetter bedingten Einsätzen zu tun sonder auch mit Einsätzen die in ihrer Brutalität nicht mehr zu begreifen waren wie bei einem Großeinsatz am 9. April 82 bei dem 30 Kameraden unserer Wehr teilnahmen. Gesucht wurden die zwei kleinen Töchter einer Familie aus Westerfeld. Ein tragisches Ereignis für alle Einsatzbereiten, denn die Suche dauerte mehrere Stunden und endete mit dem grausigen Fund der ermordeten Mädchen.
Anläßlich der Neugestaltung des Festplatzes vor dem Gerätehaus im Jahr 1983 nahmen unsere Feuerwehrleute Farbe und Pinsel zur Hand und gaben in Eigeninitiative unserem Gerätehaus ein neues Aussehen.
Nach 10jährigem Briefwechsel mit unserer Partnerwehr in Thaua, kam es im September 1984 zum ersten Kontakt mit den Österreichischen Kameraden. Eine Abordnung unserer Wehr wurde dort sehr herzlich empfangen, so daß es zu einer dauerhaften und guten Freundschaft zwischen beiden Wehren kam.
Auf Grund einer Satzungsänderung konnte 1985 bei der Jahreshauptversammlung aller Ortsteilwehren der Ortsbrandmeister Dieter Messinger auch zum Wehrführer der Gemeinde Wehrheim gewählt werden.
Das Jahr 1986 begann für unsere Wehr mit einer sehr arbeitsreichen Zeit, im Januar herrschte in Wehrheim Wassernotstand, bei Reparaturen an einem Leitungsnetz kam es zur Verschmutzung des Trinkwassers in Wehrheim. Somit mußten die Einwohner Wehrheims in dieser Zeit von unserer Wehr mit dem nötigen Trinkwasser versorgt werden. Wir wurden hierbei von der Wehr Oberursel-Mitte, Bommersheim und Stierstadt unterstützt, sowie zweier Wasserwerfer der Polizei.
Einen Tag später wurde die Wehr zu einem Scheunenbrand gerufen. Im März folgte ein schwerer Verkehrsunfall mit Todesfolge und im August zwei größere Brände, eine Feldscheune und ein Wohnhaus in der Köpperner Str., vermutlich wegen Brandstiftung war das Haus in der Köpperner Str. ausgebrannt. Wie die Kripo berichtete hörten Nachbarn einen explosionsartigen Knall. Als sie nachsahen, stand das Haus bereits in Flammen. An dem Haus wurde ein leerer Kanister gefunden.
Auch 1987 und 1988 wurde unsere Wehr nicht geschont und zu mehreren tragischen Verkehrsunfällen mit Todesfolge gerufen sowie zu einem Flugzeugabsturz bei einem Flugfest, zu einen Waldbrand und hatten einige Einsätze wegen Überschwemmungen durch wolkenbruchartige Regenfälle zu Bewältigen.
Im März 1988 gab Kreisbrandmeister Erich Bender nach 14 jähriger Tätigkeit sein Ehrenamt ab.
Juli 1989 feierte die Wehr ihr 90jähriges Jubiläum an dem auch unsere befreundeten Kameraden aus Thaua/Österreich und Vorsfelde/Hannover teilnahmen. Die Wehr feierte ihr Jubiläum auf dem Festplatz am Gerätehaus mit einem Festkommers, Darbietungen der Ortsvereine und anschließendem Tanz bis in die Morgenstunden. Man konnte sich während den 4 Festtagen über viele Besucher freuen die mit uns feierten. Der Festumzug am Sonntag mit 65 Zugnummern war einer der größten in Wehrheim, allein 39 Feuerwehrgruppen waren beteiligt. Nur wenige Stunden nach dem Festumzug schlug der Feuermelder Alarm.
Der Dachboden eines unbewohnten Hauses stand in Flammen. Doppeltes Unglück für unsere Wehr denn auf dem Weg zum Einsatzort streifte man in einer engen Straße mit der Drehleiter ein am Straßenrand geparkten Wagen. Unerfreuliches Resultat: erhebliche Blechschäden am Leiterwagen der bald verkauft werden sollte, um eine modernere Drehleiter zu finanzieren. Das Feuer war dann schnell gelöscht, doch den Feuerwehrmännern stand die Zornesröte ins Gesicht geschrieben Ein Unbekannter hatte den Brand in dem leer stehenden Gebäude gelegt.
Am 22. Oktober 1989 konnte die Wehr ihre neu angeschaffte Drehleiter DL 30 am „Tag der offenen Tür“ den Mitbürgern vorstellen.
Bei der großen Sturmkatastrophe im Frühjahr 1990 war unsere Wehr über 24 Stunden im Einsatz. Die Straßen mußten von umgestürzten Bäumen befreit werden. Einige Bäume waren auf Häuser gefallen und konnten nur unter Einsatz der Drehleiter entfernt werden.
Begonnen hatte alles mit einer Brieffreundschaft. Unsere Wehr war mit den Kollegen aus Zeuthen in der Nähe von Berlin 1989 in Kontakt getreten. Es sollte jedoch nicht nur bei einer Brieffreundschaft bleiben, und so machte sich im August 1990 eine Abordnung unserer Wehr auf den Weg in die ehemalige DDR. Bei interessanten und aufschlußreichen Besichtigungen in Ostberlin wurde schnell Freundschaft geschlossen und so kam es zwei Wochen später zu einem Gegenbesuch unserer Freunde aus Zeuthen.
1991 wurde Günther Haag als neuer Wehrführer gewählt. Er trat die Nachfolge von Dieter Messinger an, der nicht mehr als Wehrführer kandidierte.
Seit dem Bau der Wehrheimer Umgehungsstraße stieg die Anzahl der Einsätze um mehr als 100%. In den 80er Jahren hatte man im Durchschnitt 25 Einsätze gefahren. Seit 1990 waren es im Durchschnitt 55 Einsätze pro Jahr.
Allein 1991 und 1992 wurde die Wehr zu insgesamt 20 Verkehrsunfällen gerufen, immer wieder hieß es bei der Funkalarmierung Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person. Viele der verunfallten Personen konnten mit Schere und Spreizer aus ihren Autos befreit werden, für einige kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre war es nun Ziel, die Einsatzzeit von der Alarmierung bis zum Erreichen der Unfallstelle so gering wie möglich zu halten. Oft war die Unfallstelle nur unter größter Anstrengung zu erreichen.
Im Februar 1995 konnten wir unseren Vorausrüstwagen, einen umgebauten GelÄändewagen (Nissan Patrol), in Betrieb nehmen. Mit dem „Florian Wehrheim 50“ war die Freiwillige Feuerwehr Wehrheim gut ausgerüstet. Das Fahrzeug ist mit allen Gerätschaften die zur technischen Unfallhilfe gebraucht werden ausgestattet wie z. B. Schere, Spreizer, Seilwinde, Hydraulikschläuche, Scheinwerfer zum Ausleuchten der Einsatzstelle und vieles mehr. Aber auch bei kleineren Bränden wie z. B. Zimmer oder PKW Bränden kann das Fahrzeug benutzt werden, da sich auch Schaum-, Pulver- und Kohlesäurelöscher darin befinden.
Das Fahrzeug wurde in Eigenleistung von den Kameraden Günther Haag, Markus Lezius, Clemens Schmidt und Günther Neureither in ihrer Freizeit aus- und umgebaut.
1996 löste Markus Lezius den bisherigen Wehrführer und 1. Vorsitzenden Günther Haag ab. Der Kamerad Haag kandidierte nach 5 jähriger Dienstzeit nicht mehr für das Amt des Wehrführers. In der Hauptversammlung vom 19. Januar 1996 wurde zum ersten Mal das Amt des Wehrführer und des 1. Vorsitzenden getrennt voneinander besetzt. Zum 1. Vorsitzenden wurde Volker Ketter gewählt.
Im Mai des Jahres beschloß die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung und gab dem geschäftsführenden Vereinsvorstand den Auftrag, zur Umgründung des Feuerwehrvereins zum „Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Wehrheim“ mit dem Antrag zum Eintrag in das Vereinsregister.
Im September 1996 übergab der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr die neu angeschaffte DLK 23/12. Diese gebrauchte Drehleiter wurde als Ersatz für die 33 Jahre alte Drehleiter DL 30 gekauft. Mit der neuen Drehleiter können Menschen aus hohen, brennenden Gebäuden leichter gerettet werden, denn die Leiter verfügt über einen anhängbaren Rettungskorb, in dem 2 Personen Platz haben. Bisher mußten Brandopfer angeseilt werden und über die Leiter selbst herunter klettern. Damit war unsere Wehr im gesamten Hintertaunus die 2. Wehr die über ein solches Hubrettungsfahrzeug verfügte.
Am 25.November 1996 erhielt der Verein den Eintrag in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Usingen und heißt somit „Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Wehrheim e.V.“.
Das wichtigste Ereignis im Jahr 1997 war die Anerkennung des Fördervereines als Gemeinnützigen Verein durch das Finanzamt. Aufgrund der neuen Satzung bekam der Verein sogar die Genehmigung Spendenquittungen selbst auszustellen. Damit wurde eine solide Basis für die zukünftige Vereinsarbeit geschaffen.
Der 29. Dezember 1997 war ein Datum, das viele Kameraden nicht so einfach vergessen können. Drei Todesopfer und zwei Schwerverletzte waren die schlimme Bilanz des Unfalls der sich auf der B 456 Wehrheim ereignete. Die Kameraden unserer Wehr wurden zur Einsatzstelle gerufen um die Verunglückten Personen aus ihren Fahrzeugen zu schneiden
Einige unserer Kameraden darunter der 1. Vorsitzende Volker Ketter wollten sofort und ohne bürokratische Umwege den verunglückten Kindern helfen und riefen über Funk und Fernsehren zu einer Spendenaktion für die durch den Unfall verwaisten Kinder auf. In dieser im Hochtaunuskreis für Feuerwehren wohl einmaligen Spendenaktion konnten den Kindern 1998 über 20.000 DM zur Verfügung gestellt werden.
Nun rüstete sich die Wehr zur Feier ihres 100 jährigen Bestehens.
Wechselvoll war in den vergangenen 100 Jahren die Geschichte der Gemeinde Wehrheim und ihrer Freiwilligen Feuerwehr. Unsere Urgroßväter haben damals die Fackel der freiwilligen Hilfe für den Nächsten entfacht und diese an nachfolgende Generationen weitergegeben. Eine neue Generation ist an die Stelle der Väter, Großväter und Urgroßväter getreten.
Viel Idealismus, viel Opferbereitschaft im Dienst der Allgemeinheit, viel persönliche Hilfsbereitschaft gehören dazu in dieser langen Zeit einen Verein mit innerem Leben zu erhalten. Zumal, wenn in diesen 100 Jahren zwei Weltkriege getobt haben.
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wehrheim, daß sind auch viele Tragödien und Unglücksfälle die uns in den Jahrzehnten begleitet haben und hinzugekommen sind. Wie oft mußten wir die Sinnlosigkeit mancher Verbrechen hinnehmen oder verständnislos dabei zusehen wie manche unserer Mitmenschen mit seinem Nächsten umgeht oder ihn durch sein rücksichtsloses Verhalten gefährdet. Die Kriege und all das Schwere das über uns kam, hat uns den Gemeinschaftssinn, den Geist zur Nächstenhilfe nicht genommen.
Wir alle wissen, daß die Arbeit der Feuerwehr für das Gemeinwohl wichtig und unverzichtbar ist. Der freiwillige Dienst an der Gemeinschaft der oftmalige Verzicht auf Freizeit und das Bemühen sich ständig weiter zu bilden, um helfen zu können, zeichnen die Angehörigen einer Feuerwehr aus. In unserer Zeit die leider dazu geneigt ist dem eigenen Ich im übergroßen Maß Raum zu geben ist es notwendig, dem Willen weithin sichtbar Ausdruck zu verleihen, sich für seinen Mitmenschen einzusetzen wenn er in Not ist.
Die Feuerwehr stellt Ihre Einsatzbereitschaft nicht mehr alleine unter das Motto „Gott zu Ehr und dem Nächsten zur Wehr“ sondern die Begriffe.
„Retten, Löschen, Bergen, Schützen“
sind Grundlage und Motivation für das Engagement eines jeden Mitgliedes unserer Einsatzabteilung. Wenn eine Freiwillige Feuerwehr ihren Zweck erfüllen soll, muß sie jederzeit einsatzbereit sein. Das bedingt dass die Wehr nicht nur gut ausgebildet sondern auch ausgerüstet sein muß und daß jedermann erkennt, daß es auf ihn ankommt, auch wenn die Handreichung oder Hilfeleistung noch so gering erscheint.
Wir hoffen, daß die Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen dazu beigetragen haben, dass zwischen den Bürgern und ihrer Freiwilligen Feuerwehr bestehende Vertrauen weiter zu stärken.
Auch soll hierdurch bei unseren jungen Mitbürgern das Bewusstsein gefördert werden, dass es für jeden eine ehrenvolle Aufgabe ist, sich einer Hilfeleistungsorganisation wie der Freiwilligen Feuerwehr Wehrheim anzuschließen.
Drin steht was sich in 100 Jahren ereignet hat.
Ob Feuersnot ob Freud oder Leid
stets standen tapfere Wehrmänner bereit.
Dem Nachbarn zu helfen in größter Not
denn das ist der Feuerwehr höchstes Gebot.
Ja Zeiten kommen und Zeiten gehen
aber eine gute Feuerwehr muss immer bestehen.
Inhalt und Text: Jörg Eigler
Quellenverzeichnis: Niederschriften und Chroniken der Freiw. Feuerwehr Wehrheim, sowie Festschriften zum 60jährigen (H. Schollenberger) und 90jährigen Bestehen (R. Knöpp) der Wehr. Zeitungsberichte aus dem Archiv der Usinger Anzeiger.
Quellenverzeichnis: Niederschriften und Chroniken der Freiw. Feuerwehr Wehrheim, sowie Festschriften zum 60jährigen (H. Schollenberger) und 90jährigen Bestehen (R. Knöpp) der Wehr. Zeitungsberichte aus dem Archiv der Usinger Anzeiger.